Das Stigmata

Geht man mit seinem Hund spazieren und trägt dieser einen Maulkorb, fällt einem sofort das veränderte Verhalten der Menschen auf die einem über den Weg laufen. Wie sie den Hund ansehen, wie sie dich selbst ansehen. Teils mit leicht verächtlichem Blick und der subtilen, nonverbal kommunizierten Botschaft „Dein Hund ist ein Killer und du hast ihn nicht unter Kontrolle“.

Hund mit Maulkorb
Hund mit Maulkorb

Man sollte meinen, das ist die Ansicht der Nichthundemenschen. Hundehalter sind schließlich schon aus Interesse informiert und müssen vielerorts einen Hundeführerschein, aka Sachkundenachweis, absolviert haben – die kennen sich ja aus. Die Realität ist leider eine andere. Der Sachkundenachweis ist für die Anmeldung des Hundes relevant, was Erziehung, Training, etc angeht, ist er schlichtweg zu wenig. Das Vorurteil, ein Hund mit Maulkorb wäre per se gefährlich, schwingt auch in den Köpfen vieler Hundehalter mit. Die Bandbreite an Gründen, warum ein Hund einen Maulkorb trägt, ist breit gefächert.

„Warum trägt der Hund einen Maulkorb?“

Exemplarisch aus dem gesamten Spektrum ein paar Gründe:

  • Training
    In öffentlichen Verkehrsmitteln, an per Gesetz definierten öffentlichen Orten oder einfach nur aufgrund einer Hausordnung herrscht Leinen- UND Maulkorbpflicht. Hund soll das kennen und können, damit es stressfrei abläuft wenn es soweit ist.
  • Leinen- ODER Maulkorbpflicht
    In vielen Gemeinden gibt es Gebiete mit Leinen- ODER Maulkorbpflicht. Um Hund den Freilauf dort zu ermöglichen muss halt einfach ein Maulkorb drauf.
  • Staubsaugersyndrom
    Wenn der Hund einfach alles mögliche und unmögliche an essbaren Überresten aufsaugt. In erster Linie geht es hier um den Schutz des Hundes vor der Umwelt, nicht umgekehrt wie hauptsächlich angenommen. Insbesondere in der Giftködersaison kann das durchaus sinnvoll sein. Als Alternative bietet sich für diese Thematik ein spezielles Training an.
  • Vorsorglich
    Viele Hunde tragen nicht wegen eines tatsächlichen Problems einen Maulkorb, sondern schlicht, weil ihre Halter vorsorgen. Eigentlich ein Zeichen der Umsicht und kein Eingeständnis des Scheiterns.
  • Absicherung beim Tierarzt
    Ein fremder Mensch macht ungewohnte Dinge die auch noch Schmerzen verursachen. Eventuelle Abwehrreaktionen sind hier nicht ungewöhnlich.
  • Der Hund zeigt aggressives Verhalten
    Ja, es gibt ihn doch, den aggressiven Hund. Ziel dieser Liste war lediglich zu zeigen, dass nicht automatisch jeder Hund aggressiv ist, nur weil er einen Maulkorb trägt.

Angst vor sozialer Ausgrenzung

Viele Hundehalter haben Angst davor, was andere Leute über sie denken, wenn sie beim Spaziergang mit Maulkorb unterwegs sind. Sie fühlen sich schlecht deswegen. Es ist doch ein Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmt. Um den Anschein zu wahren, es wäre ja alles okay, verzichten daher viele auf die Verwendung eines Maulkorbs und akzeptieren das Risiko, dass doch etwas passieren könnte, aber man ist ja vorausschauend unterwegs und nimmt den Hund rechtzeitig an die Leine, so zumindest die Vorstellung bzw Theorie. Wie gut das funktioniert, sei dahingestellt.

Der Maulkorb ist ein Hilfsmittel

In Wahrheit ist der Maulkorb nichts anderes als ein Hilfsmittel. Leine und Halsband sind das auch, sind aber nicht so stigmatisiert. Ein Maulkorb kann Sicherheit vermitteln und hilft dem Menschen authentischer zu agieren, was dem Hund die Orientierung am Menschen erleichtert. Ein Maulkorb kann auch die Freiheit des Hundes vergrößern, so ist, entsprechendes Training vorausgesetzt, ein Freilauf möglich, statt dem Leben an der kurzen Leine.

Wer hat das entspanntere, freiere Leben bei der Hundebegegnung? Was ist besser?
Ein Hund ohne Maulkorb, der an der Leine unkontrollierte Wut zeigt, oder ein Hund mit Maulkorb, der ohne Leine ruhig neben seinem Frauchen geht.

Vielleicht hat Herrchen aber nach dieser Hundebegegnung einfach beschlossen, nachdem noch jede Hundebegegnung ausartete, vor seinem Training bei Focus K9 Verantwortung zu zeigen und einen Maulkorb zu verwenden, bevor etwas passiert!?

Ein Maulkorb zeigt Verantwortung.
Halter sollten nicht an den Pranger gestellt werden, weil ihr Hund einen Maulkorb trägt, man sollte sie dafür respektieren. Man sollte sie nicht verurteilen, denn keiner kennt die Geschichte dahinter.
Es ist nicht schlimm, wenn der Hund einen Maulkorb trägt.
Schlimm ist lediglich, dass dieser Anblick immer noch mit negativen Bewertungen verknüpft wird. Gerade Hundehalter sollten das besser verstehen.

Fazit

Wir wissen nicht, warum ein Hund einen Maulkorb trägt. Wissen wir, dass es sich um Aggressionsverhalten handelt, kennen wir noch immer nicht die Geschichte. Wir wissen nur, dass der Halter verantwortungsbewusst handelt, sofern der richtige Maulkorb richtig verwendet wird.

Ein Hund mit Maulkorb ist nicht per se böse.

Hören wir doch bitte endlich auf, Menschen und Hunde deswegen zu verurteilen. Es gibt dafür keinen Grund.